Am Dienstagmorgen nach ihrem 24-Stunden-Dienst treffen wir Franziska Kraft, Notfallsanitäterin, auf der Rettungswache Zwenkau an. Bevor sie nach Hause fährt, erfolgt noch die Übergabe an die Kollegen, die nun den Dienst antreten.
Ihren beruflichen Werdegang startete Franziska Kraft ganz anders: Die 31-jährige hat Bürokauffrau gelernt, jedoch schnell festgestellt, dass ihr das Soziale im Büro fehlt und die Arbeitsschritte jeden Tag im Grunde immer die gleichen Abfolgen hatten. Über den engeren Familien- und Freundeskreis kam der Gedanke auf, im Rettungsdienst zu arbeiten. So investierte Franzi in eine Ausbildung zur Rettungsassistentin in Halle, bestand im Herbst 2011 erfolgreich die theoretische Ausbildung, jobbte nebenbei zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes und absolvierte erfolgreich ihr Anerkennungsjahr beim Deutschen Roten Kreuz in Geithain.
Dann folgten teils befristete, teils unbefristete Anstellungen in den Rettungswachen Wachau, Taucha, bei unterschiedlichen Trägern, bis sie schlussendlich im Januar 2017 in die Zwenkauer Rettungswache wechselte. Hier fühlt sie sich nun endlich angekommen. Franzi erzählte uns vom Team auf der Wache. Sie kann bei schwierigen Einsätzen mit den Kollegen darüber sprechen:
„Wir haben hier ein so hochqualifiziertes Personal im Rettungsdienst und es ist ein super Team. Hier möchte ich nicht mehr weg.“
Nach weiteren Ausbildungsstunden und der Ergänzungsprüfung ist sie nun als Notfallsanitäterin seit Ende 2019 in unserem Rettungsdienst tätig.
„Es ist genau das, was ich wollte. Ich liebe diesen Job. Die Arbeit im Rettungsdienst ist so vielseitig. Jeden Tag hat man mit anderen Menschen zu tun. Zwar sind es oft die gleichen Krankheiten, dennoch aber immer individuell. Und wir sind anerkannt, viele Patienten schätzen unsere Arbeit und bedanken sich bei uns.“
Wenn sie am Morgen zur Schicht kommt, weiß sie nicht, was sie erwarten wird. So können es 10 bis 12 Einsätze werden oder auch eine eher ruhigere Schicht.
In den letzten Jahren nahmen die Bagatell-Alarmierungen leider immer mehr zu. Da sind die echten Notfälle inzwischen eine Seltenheit. Franzi ist es enorm wichtig, dass die Menschen ein möglichst realistisches und klares Bild von ihrer Berufstätigkeit und der ihrer Kollegen haben.
„Wochenlange Bauchschmerzen, der Wunsch nach einer Schmerzspritze oder nicht mehr laufen können, für solche Anrufe ist der Notruf 112 nicht gedacht. Wir sind keine Transporter. Wir haben ein umfangreiches medizinisches Fachwissen, um in lebensbedrohlichen Situationen zu helfen.“
Die Frage, was sich Franzi für ihren beruflichen Weg noch vorstellen könnte, beantwortet sie mit einer Qualifizierung zur Praxisanleiterin. Sie möchte sehr gern ihr Wissen an Auszubildende weitergeben.
Wir danken Franzi für den Einblick in ihren Berufsalltag.
Das Interview wurde geführt im November 2020.
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