Angekommen ist Thomas Nitz nach vielen Jahren des Wechsels von Arbeitsstellen, jobbedingten Umzügen, Stellenbefristungen und Hoffnungen auf längerfristige Anstellungen nun in einer Ausbildung, die er sich schon nach seiner Schulzeit so gewünscht hatte.
Wir trafen unseren Auszubildenden Thomas Nitz in der Rehwagenstraße im Leipziger Ortsteil Holzhausen. Hier ist der Sitz einer unserer
sieben ambulanten Pflegedienste. Thomas ist als Altenpflegehelfer angestellt und hat im Herbst 2019 mit seiner berufsbegleitenden Ausbildung zum Altenpfleger begonnen.
Bereits in jungen Jahren stellte er fest, dass es für ihn persönlich wichtig ist, sich für andere Menschen zu engagieren bzw. zu helfen. Mit elf Jahren trat er in die Feuerwehr ein, durchlief alle Ausbildungen und engagierte sich bis zu seinem 18. Lebensjahr ehrenamtlich. Nach seinem Schulabschluss 1995 absolvierte er die zweijährige Berufsfachschule Sozialpflege in Halberstadt. Sein Traum war es, in die Krankenpflege zu gehen. Leider war zum damaligen Zeitpunkt dieses Berufsfeld für Männer ein Novum, so erhielten er und ein weiterer Schulkamerad keinen Ausbildungsplatz. Mit seinem 18. Lebensjahr folgte die Einberufung zur Bundeswehr. Um seine soziale Ader weiter zu verfolgen, absolvierte er die Ausbildung zum Rettungssanitäter im Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg, welches damals passenderweise mit der Berufsfeuerwehr kooperierte.
Mit dem Ende seiner Wehrpflicht führte sein Weg mit Unterstützung durch die Agentur für Arbeit zunächst nach Essen zu einem privaten Krankentransportunternehmen. 2001 kehrte er nach Hamburg zurück und arbeite dort zwei Jahre bei einem weiteren privaten Rettungsdienstträger, übernahm vor allem die Krankentransportfahrten bzw. Patientenfahrten zur Dialyse. Da für die Beauftragung der Rettungsdienstversorgung mit der Gesundheitsreform 2003 vornehmlich privatrechtliche, freigemeinnützige Leistungserbringer priorisiert wurden, war nun auch diese Anstellung für Thomas beendet. Sein Weg führte in die Heimat zurück als Feuerwehrmann in die Hauptberufliche Wachbereitschaft der Feuerwehr Halberstadt, leider wieder nur befristet. Seine Bestrebungen fest in der Leipziger Berufsfeuerwehr fruchteten nicht und so wechselte er 2006 die Branche und war tätig in der Sicherheit. Bis 2019 konnte er u.a. für die Deutsche Bahn als Teamleiter verschiedene Projekte durchführen. Jedoch war die Arbeitstätigkeit nie das was er wirklich tun wollte.
Über sein Hobby, den Hundesport, und seine Bekanntschaft mit unserer damaligen Azubibeauftragten Stefanie Winkler, kam der Gedanke wieder auf, mit 40 Jahren seinen Traum endlich weiter zu verfolgen. Dann ging alles ganz schnell: Bewerbung geschrieben, Vorstellungsgespräch geführt, Ausbildungsvertrag unterzeichnet.„Auch wenn es nochmal ein absolutes Umdenken bedeutete, einen gut bezahlten Job aufgeben und nach so vielen Jahren komplett neu zu starten, bekam ich endlich die Chance, meinem Wunschberuf ausüben zu können.“
Rückhalt erfährt er durch seine Familie: Seine Frau unterstützt ihn, wie sie es nur kann und hält ihm den Rücken frei. Denn eine Ausbildung bedeutet auch viel lernen. Besonders wenn sein Plan ist, eine sehr gute Ausbildung zu absolvieren. Seine Mutter sagte vor Ausbildungsbeginn im vergangenen Jahr: „Endlich bist du auf dem richtigen Weg, das ist genau das, was du schon immer machen wolltest.“
In Holzhausen fühlt er sich voll und ganz ins Team von Pflegedienstleiterin Ivonne Sommer integriert. Er kann jederzeit die Kollegen um Rat fragen. Die Leitung mit Pflegedienstleiterin Ivonne Sommer und stellv. PDL Fabian Schäfer findet er top.
„Es gibt mir so viel zurück, Menschen zu helfen, die so viele Jahre gearbeitet haben und jetzt allein sind und so dankbar sind, von uns als Pfleger Unterstützung zu bekommen. Es ist genau das, was ich von Anfang an machen wollte.“
In seiner Freizeit geht er gemeinsam mit seiner Frau dem Hundesport nach. Ihr gemeinsamer „Ankerplatz“ ist die Ostsee. Dorthin fahren sie oft in den Urlaub und im letzten Jahr fand dort auch ihre Hochzeit statt. Die Familie hat für beide einen hohen Stellenwert: Einmal im Monat treffen sich nahezu alle in der Nähe von Wittenberg.
Die theoretische Ausbildung findet an unserer Schule in Leipzig, dem
DRK Bildungswerk statt. „Am Anfang hat mich das Digitale etwas abgeschreckt. Ich sauge aber alles auf, was ich an Wissen mitnehmen kann. In meinem Banknachbarn habe ich einen sehr guten Lernpartner gefunden. Wir können uns gegenseitig sehr gut pushen und unterstützen.“
Anfang des nächsten Jahres steht sein Praktikum im stationären Bereich an. Zunächst wird er dafür im Altenpflegeheim Zwenkau Einblicke erhalten. Darüber hinaus konnte auf seinen Wunsch hin der Praktikumszeitraum geteilt werden: Im Februar wird er zwei Wochen die Akutgeriatrie im St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig kennen lernen.
„Im Krankenhaus sehe ich dann ein noch größeres Spektrum. Das ist mein Wunsch, aus meiner Ausbildung viel herauszuholen und bestmöglichen Leistung praktisch und theoretisch zu erbringen.“
Wir wünschen Thomas weiterhin viel Erfolg und Energie für seine Ausbildung.
Interview wurde am 03.11.2020 geführt.
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